Zwischen pauschalem Datenschutz und unnötiger Freigabe
Vernetzung mit Datenschutzlücke: Eversports gibt Klarnamen frei
Grundsätzlich gehören wir eher zu den Anwendern, die sich einen weniger dogmatischen Umgang mit Datenschutzfragen wünschen und für ein nachvollziehbares Mittelmaß plädieren – eines, bei dem Bauchgefühl und gesunder Menschenverstand eine Rolle spielen dürfen.
Allzu oft erleben wir jedoch, wie auf Elternabenden, in Vereinssitzungen oder im Kontakt mit Unternehmen vermeintlich einfache Anliegen unter Verweis auf Datenschutzvorgaben entweder unnötig verkompliziert oder direkt blockiert werden – oft zum Nachteil aller Beteiligten.
Das Datenschutz-Argument wird dabei nicht selten als Platzhalter vorgeschoben, ohne konkret begründet zu werden – etwa um Vorschläge oder Einwände frühzeitig abzuwürgen. Andererseits wiederum wundern wir uns regelmäßig, wie freizügig an anderer Stelle mit persönlichen Daten umgegangen wird – was uns zum Beispiel Eversports bringt.
Eversports mit fragwürdigen Voreinstellungen
Die Sport- und Fitness-App Eversports hat sich in vielen Städten als Standardlösung für Kursangebote, Yoga-Klassen und Fitness-Termine etabliert – vergleichbar mit der Rolle, die Lieferando bei Essenslieferungen oder Uber im Mobilitätsbereich spielt. Viele kleine Studios lagern ihre Buchungs- und Abrechnungssysteme an die App aus. Wer an Kursen teilnehmen möchte, kommt in vielen Fällen nicht mehr an der App vorbei.
Ein ifun.de-Leser hat uns nun auf eine bemerkenswerte Funktion hingewiesen: Um die Vernetzung unter Teilnehmenden zu fördern, zeigt die App nach dem ersten Kursbesuch automatisch eine Liste aller anderen Teilnehmer der gleichen Einheit an – inklusive Klarnamen und Nutzer-Fotos. Diese Einstellung ist standardmäßig aktiv.
Klarnamen in der Eversports-App: Hier ohne Studio-Zuordnung (die Nutzern der App jedoch bekannt ist)
Zwar verweist Eversports in den Datenschutzhinweisen darauf, dass Nutzername, Klarname und Profilbild (falls vorhanden) anderen Nutzern angezeigt werden, eine klar nachvollziehbare Möglichkeit zum Opt-out gibt es jedoch nicht.
Als Kursteilnehmer einer Yoga-Klasse ist man so sofort im Bild über alle Klarnamen der anderen Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen.
Zwar lässt sich das eigene Profil auf „privat“ stellen, damit entfällt allerdings jegliche Möglichkeit zur Vernetzung. Eine Option, lediglich den Klarnamen durch den Nutzernamen zu ersetzen, besteht nicht.
Unsere Anfrage an die in Wien ansässigen App-Anbieter zum Umgang mit dem Klarnamen-Feature blieb bislang unbeantwortet.
Nicht zu fassen! Hab grad mal alles deaktiviert. Ich finde es unmöglich, dass Apps so etwas standardmäßig aktivieren. Bin gespannt, ob bei einem Update wieder alles von mir sichtbar ist.
Eine Freude für alle Profistalker ;)
Ernstgemeinte Frage an euch:
Gebt ihr bei so etwas wirklich eure Daten überhaupt an?
Ich gebe seit Jahren nirgendwo mehr meine Daten an. Überall nur meine Initialen bei Vor-/Nachname oder Phantasienamen.
Passwortmanager regelt. Selbstverständlich auch überall nur iCloud-Email-Alias.
Meine Daten gebe ich korrekt nur beim Thema Finanzen und sonstigen Verbindlichkeiten an.
Was interessiert mich, ob mein Zahnbürstenhersteller meinen korrekten Namen weiß oder nicht.
Dieser Dienst hier dürfte bei Dir ja unter „sonstige“ Verbindlichkeiten fallen. Man besucht Kurse in der realen Welt.
Vitator, Booking etc. da habe ich überall nur meine Initialen angegeben.
Noch nie ein Problem gehabt. Würde ich hier gleich machen.
Naja, Österreich diskutiert ständig über eine Klarnamenpflicht – steht, soweit ich weiß, auch im Österreichplan 2030 – vielleicht haben die Eversportler die App also einfach zukunftsfähig gemacht? :-)
Danke für die Info. Das interessiert mich und werde mich dazu belesen. Mein erster Gedanke bei Klarnamenpflicht; wer kontrolliert das, wie soll das sichergestellt werden etc. Bei mir Leuten da politische Alarmglocken, das wird ein Stück Freiheit abgegeben.
Digitalisierung FIRST, Bedenken SECOND!
Einstellungen… Opt-was?…allein der Begriff „Klarname“ hängt 98% der Bevölkerung ab.
App Store → Installieren → Starten → Login mit Facebook
So macht man das. Ich persönlich nicht. Viele der Leser hier sicherlich auch nicht. Wir sind die 2%. Alle anderen siehe oben.
Mich wundert es eher, daß das App ohne Facebook, ohne WhatsApp und ohne Discord überhaupt funktioniert. Scheinen der Zeit auch hinterher zu sein. ;-)
Die perfekte App für Stalker
Solche „details“ wie Gesetzeskonformität werden wohl im Appstore nicht überprüft.