Europäische Daten nach China geschickt
TikTok, Temu & Co.: Datenschützer reichen Beschwerde ein
Die Datenschützer von NOYB kritisieren rechtswidrige Datentransfers durch die Anwendungen chinesischer Unternehmen. Konkret richten sich die Anschuldigungen gegen die Anbieter TikTok, AliExpress, SHEIN, Temu, WeChat und Xiaomi. Die Beschwerden wurden in verschiedenen Ländern der Europäischen Union bei den zuständigen Behörden eingereicht.
NOYB zufolge handelt es sich bei den angesprochenen Punkten um einen eindeutigen Verstoß gegen das EU-Recht. So sind Datentransfers in Länder außerhalb der EU nur dann zulässig, wenn das Zielland den Datenschutz nicht untergräbt. Letzteres könne in China jedoch nicht garantiert werden, da es sich dort um einen autoritären Überwachungsstaat handle.
Chinesische Unternehmen haben keine andere Wahl, als Behörden den Zugriff auf Daten zu gewähren. Das bedeutet, dass die Daten europäischer Nutzer:innen gefährdet sind, sobald sie nach China geschickt werden. Die Datenschutzbehörden müssen jetzt schnell handeln, um die Grundrechte der Betroffenen zu schützen.
-Kleanthi Sardeli, Datenschutzjuristin bei NOYB
Die Datenschützer hatten zuvor Anfragen an die genannten Unternehmen gestellt, um herauszufinden, was mit den Daten europäischer Nutzer geschieht. Jedoch habe keines der Unternehmen die Auskunftsersuchen der Betroffenen vollständig beantwort. Mit AliExpress, SHEIN, TikTok und Xiaomi bestätigen allerdings vier der Unternehmen über ihre Datenschutzrichtlinien, dass sie Daten nach China schicken. Bei Temu und WeChat ist dagegen lediglich die Rede von Transfers in „Drittländer“, wobei es sich höchstwahrscheinlich ebenfalls um China handelt.
Empfindliche Geldstrafen gefordert
Auf diesen Informationen basierend hat NOYB nun sechs DSGVO-Beschwerden in fünf europäischen Ländern eingebracht. Die Datenschützer fordern einen umgehenden Stopp der Datentransfers nach China gemäß den gesetzlichen Richtlinien innerhalb der EU. Damit verbunden wird die Verhängung einer Verwaltungsstrafe vorgeschlagen. Eine solche Geldstrafe könnte bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes der Unternehmen betragen, was sich zum Beispiel bei AliExpress auf 147 Millionen Euro und bei Temu sogar auf 1,35 Milliarden Euro belaufen würde.
Temu hat zuletzt einen weltweiten Jahresumsatz von 33,84 Milliarden Euro gemeldet. Der Online-Marktplatz wurde trotz fortwährender Kritik an seinen Datenschutz- und sonstigen Praktiken eben erst von Apple zur „besten iPhone-App“ gekürt.
Bei NOYB handelt es sich um eine durch Spenden finanzierte Organisation, die sich besonders für die Durchsetzung der europäischen Datenschutzgesetze engagiert.
Genial … unser Max Schrems wird bald auf jeder US und China „Terror“-List als Nr. 1 stehen, aber was er macht und mit welcher Konsequenz finde ich höchst respektvoll.
Hut ab – weiter so!
Wenn dem so ist und die aktuelle klage durchgeht hat er sich als Bauernopfer bereit gestellt und somit einen großen dienst für viele hier gestellt. Meinen höchsten Respekt hat er.
Eigentlich ist es beinahe armselig was er macht, Kampf gegen Windmühlen. Die EU und die einzelnen Länder versagen komplett und dann muss ein Schrems in teils jahrelangen Verfahren gegen Unrecht vorgehen, gegen Multimilliarden Dollar Unternehmen. Und die Unternehmen umgehen das dann wieder in wenigen Monaten.
Wir brauchen eine schlagkräftige und schnelle Reaktionsfähigkeit der EU. Nur was macht die EU? Kriecht Microsoft in den Hintern obwohl gerichtlich entschieden ist, dass das nicht sein darf.
Die Unternehmen wissen doch genau was Unrecht ist und rechnen sich das durch. Solange die Strafen noch gering sind kommt am Ende trotzdem ein Plus raus.
Nope genau das Gegenteil ist der Fall – es ist nicht armselig sondern nachhaltig. Die Daten sind – wie wir wissen – in der Menge sowieso nicht sinnvoll auswertbar (Big Data ist ja nur die eine Seite, man muss diese dann auch noch sinnvoll und verwertbar auswerten können und das schaffen derzeit nicht Mal die Amis, bei den Chinesen mache ich mir da überhaupt keine Sorgen) und somit bleiben am Ende des Tages nur die Mrd €-Strafen, die dann indirekt wieder unsere Wirtschaft stützen.
Wirtschafts-Kreislauf 2.0 :-D
Es gibt ja mittlerweile genug Messungen betreffend dem enormen Datenabfluss der Android TikTok App. Wundert mich alles absolut nicht. TikTok Android und alle anderen China Apps wurden bei uns schon vor längerer Zeit auf den Dienstsmartphones verboten.
Würdest du uns diese Messungen mal verlinken? Danke sehr!
Das sagt was über Apples Prüfung im AppStore oder zum Commitment zum Datenschutz aus, dass man ausgerechnet die Temu App von Apple zur „besten iPhone-App“ gekürt wurde.
+1
Die beste App anhand durch die Downloads der User und die aktiven Installation. Da ging es 0 um Qualität.
Ist das so? Ich habe da schon eine gewisse kuratierte Auswahl erwartet.
Weil Listen, die die Top 100 der kostenlosen und kostenpflichtigen Apps anzeigen, gibt es im App Store ja schon länger.
Wird auch eine Beschwerde gegen das kürzlich aufgezeigte Datenleck bei Gravy eingereicht? Erstaunlich das solche Nachrichten nicht groß durch die Presse laufen…
Die NATO hat im Jahr 2020 eine ausführliche und öffentliche Untersuchung hierzu durchgeführt und es lag schon damals alles auf dem Tisch, also bzgl. des zugrundeliegenden Problems der Daten-Sammel-Wut der Unternehmen und der damit verbundenen Gefahren. Es ist alles also schon seit langem bekannt aber es wurde nichts unternommen – warum nur? Könnte es sein, dass dies eine sehr angenehme & brauchbare Quelle auch für die NATO bzw. „unseren“ Dienste ist und es daher still und leise weiterläuft? Fragen über Fragen… ;-)
Warum sowas immer so lange dauert?