Fokus auf sichere Anschlussversorgung
TeleClinic & Co.: Neue Regeln schränken Videosprechstunden ein
Im November haben wir das App-Angebot TeleClinic vorgestellt. Von zuhause aus kann man damit per iPhone einen Videochat mit einem Arzt abhalten. Das Ganze nennt sich „Videosprechstunde“ und ist von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zertifiziert. Im besten Fall lässt sich im Rahmen dieser Arztsitzung direkt eine Diagnose erstellen, auf deren Basis man Behandlungsanweisungen oder sogar die passenden Medikamente erhält.
Zwischenzeitlich haben uns zahlreiche Leserzuschriften erreicht, in denen darauf hingewiesen wird, dass sich der Leistungsumfang der App drastisch verschlechtert hat. Nutzer werden abgewiesen und zudem sei die Verfügbarkeit von Terminen deutlich reduziert. Ein ähnliches Bild geben auch die aktuellen Rezensionen der Anwendung im App Store ab.
Anschlussversorgung muss gewährleistet sein
Verantwortlich dürfte hierfür allerdings weniger der Anbieter von „TeleClinic“ sein, sondern auch andere App-Anbieter in diesem Segment sehen sich mit neuen Vorgaben konfrontiert, die zum Teil deutliche Änderungen für ihre Dienstleistungen zur Folge haben. So haben die KBV und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen GKV neue Regeln für den Einsatz der Videosprechstunde aufgestellt, die inzwischen auch greifen.
Hintergrund für die neuen Regelungen ist der gesetzliche Auftrag, die Qualität solcher Videosprechstunden und insbesondere auch die Gewährleistung einer Anschlussversorgung zu regeln. Konkrete Einschränkungen für Angebote wie „TeleClinic“ ergeben sich allem voran aus der Vorgabe, dass diese regional beschränkt sein müssen und die Videoberatungen vorrangig zwischen Ärzten und Patienten vermittelt werden sollen, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden. Dies dürfte die Erklärung dafür sein, dass „TeleClinic“ seine kassenärztlichen Dienstleistungen derzeit auf Bayern beschränkt.
Den Vorgaben der KBV liegt zugrunde, dass die Patienten für den Fall, dass ihrem Versorgungsbedarf in einer Videosprechstunde nicht vollständig begegnet werden kann, eine Anschlussversorgung durch den behandelnden Arzt, beispielsweise in Form eines zeitnahen Präsenztermins erhalten sollen.
Medizinische Kriterien haben Priorität
Zudem wurden ergänzende Regeln im Zusammenhang mit derartigen Angeboten aufgestellt. So muss vor der Durchführung einer Videosprechstunden die medizinische Dringlichkeit der benötigten Behandlung eingeschätzt werden. Ergänzend dazu ist jetzt vorgeschrieben, dass die Videosprechstunde ausschließlich nach medizinischen Kriterien und nicht nach Faktoren wie der Kostenträgerschaft oder nach individuellen Leistungswünschen priorisiert werden.
Regelungen zur Qualitätssicherung sind ja grundsätzlich in Ordnung. Hier wirft sich Deutschland aber mal wieder selbst Steine in den Weg. Mir hat die App schon einmal richtig gut weitergeholfen. Freitagmorgen habe ich eine Bindehautentzündung bekommen. Anruf bei sechs Augenärzten in meinem Umkreis wurden gar nicht beantwortet oder Termine für in ein bis zwei Wochen in Aussicht gestellt. Grundaussage war immer da müssen Sie halt ins Krankenhaus oder zur Augenklinik. Bei der App hatte ich innerhalb von wenigen Minuten mein passendes Rezept und habe somit mir viel Zeit erspart und dem Gesundheitssystem weitere Kosten. Es ist einfach zu traurig was in Deutschland „digital“ so abgeht.
Bei einer Bindehautentzündung kann dir dein oder jeder Hausarzt antibiotische Augentropfen verschreiben. Dafür muss wirklich niemand zum Augenarzt.
Oder noch besser erstmal ohne Antibiotika, da die meisten viral sind. ;)
Ja, mein Augenarzt leckt mir zuerst einmal im Auge herum um zu schmecken ob es viral oder bakteriell ist. Stimmt.
„Regionale Beschränkung des Angebots“ als Vorgabe bedeutet jedoch nicht, sich auf ein Bundesland (Bayern) zu beschränken. Ein gesamtes Bundesland ist mehr als eine Region. Immer dieser Unsinn mit schrägen gesetzlichen Vorgaben und verquasten verklausulierten Aussagen von Anbietern dazu. In dem Artikel könnte man journalistisch recherchiert die echten Fakten präsentieren, anstatt die „politische“ Pressemitteilung des Dienstleisters zu veröffentlichen
Meine 74 und 82 jährigen Eltern müssen bei Ihrem Arzt bis zu 90 Minuten ohne Sitzmöglichkeiten im Freien warten. Da war TeleClinic vom Wohnzimmer aus eine gute Alternative. Hier wird mal wieder Tod reguliert.
Der Tod wird hiervon aber ziemlich unbeeindruckt sein
Ich empfinde das als einen deutlichen Rückschritt. Seit 2022 hatte ich sechs positive Erfahrungen. Es war immer eine gute, einfache und schnelle Alternative, um nicht zum Hausarzt rennen oder telefonisch jemanden erreichen zu müssen, um ein Rezept für leichte Schmerzmittel oder rezeptpflichtige Augentropfen zu erhalten. Jetzt erschließt sich mir der Nutzen gerade nicht mehr.
Traurige Entwicklung! Da wird alles getan um den Menschen das Leben zu erschweren, wenn er krank ist. Das mit den Terminen ist sowieso auf eine gewisse Weise sehr absurd, denn wer plant schon seine Krankheiten ein.
Das witzige ist, in anderen Ländern funktioniert sowas problemlos. Da geht man zum Arzt und ins Krankenhaus, und man kommt sofort dran.
Warum geht das in Deutschland nicht?
@Hartmut
Dies ist in ganz wenigen Ländern der Fall, in den meisten ist es eher schlechter als in Deutschland. Was nicht bedeutet, dass wir uns deutlich verbessern können.
Hintergrund dürfte der Missbrauch durch im Wesentlichen einem ‚Anbieter‘ im Bereich der Verordnung medizinischen Cannabis sein.
Das Problem ist, dass viel zu wenig Ärzte eine Tele-Beratung anbieten. Das sollte zur Pflicht werden
Tele-Beratung Pflicht für Ärzte ?
Und von was träumst du Nacht ?
Vollkommen unrealistisch
Tatsächlich war es wenn es um dieses Thema geht vor der Legalisierung die Qualitätsstandarts besser ,Telemedizin mit immer dem selben Arzt der auch wusste wovon er redet .
Heute kommt das Rezept von irgendwelchen Ärzten die gerade Zeit haben.
Könntest Du das ausführen bzgl. med. Cannabis? Soweit mir bekannt, dürfen diese TeleClinics dies doch gar nicht verschreiben und es bleiben nur diese „Spezialanbieter“ mit komischen Namen. Und diese könnte man ja gesondert regulieren.
Ah, ja, bei TeleClinic wird das nicht verschrieben laut Website – also warum soll das der Grund sein?
Einer dieser Anbieter mit komischen Namen und einem Doktor im Namen hat tatsächlich mal gut angefangen .Da meine Krankenkasse nicht zahlt hab ich über diesen Anbieter immer den selben Arzt gehabt und in regelmäßigen Abständen mit diesem echten Schmerz Mediziner ein Video Gespräch . Ein in Deutschland ansässiger auf diese Therapie spezialisierter Facharzt . Musste noch Befunde und alles einschicken aber dann lief es super .
Leider ist das heute so negativ behaftet aber für Schmerz Patienten ohne Kosten Übernahme eine gute Möglichkeit .
@Frankfaster: danke für die Infos auch wenn sie nicht meine Frage beantworten. Ich finde es ein Trauerspiel wie das alles läuft; besonders mit den Menschen, die hier auf med. Cannabis angewiesen sind. Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, dass bald wieder eine bessere Möglichkeit für Dich besteht.
Natürlich muss in Deutschland der Fortschritt schnellstmöglich ausgebremst werden.
Das ist der Moment an dem ich wahnsinnig gerne sinnlos viel Geld hätte, um einfach mal munter drauf los zu klagen. Begründung: Finde ich super, d.h. Es muss in meiner Region auch alternativ immer, analog der App, immer zeitnah ein Arzt verfügbar sein und mir innerhalb von Stunden einen Termin anbieten und zwar EGAL wo ich mich befinde. Natürlich buchbar in einem einheitlichen System. Geht nicht?! Oh schade, dann hört auf erst Angebote einzuschränken, für deren Konsequenz man keine Lösung hat
Mein Arbeitgeber (1.400 Mitarbeiter) hat uns in einer internen Mail die Akzeptanz und Anerkennung von AU‘s durch derartige „App-Ärzte“ verweigert. Keine Ahnung, ob sie das rechtlich dürfen. Da aber ca. 80% der Belegschaft einen befristeten Vertrag haben und viele auf einen unbefristeten hoffen, wird wahrscheinlich niemand die Lust haben, sich im Ernstfall vor Gericht zu streiten.
Nein, dürfen sie nicht. Es muss akzeptiert werden.
Es wird aber gerne ein Urteil fehlinterpretiert. Hier hat ein Gericht bestätigt, dass die AU eines Online-Dienstes nicht akzeptiert werden muss. Hier ging es aber um einen Dienst, der rein via ausgefülltem Formular und Text krank geschrieben hat.
Solange es aber einen persönlichen Kontakt via Telefon oder Videochat gibt, muss die AU akzeptiert werden. Und dies ist bei TeleClinic der Fall.
Der Arzt bekommt überhaupt nicht mit, von welchem Arzt die eAU ausgestellt wurde. Er ruft einfach nur den Zeitraum digital ab. Und die eAU von Teleclinic wird auch von niedergelassenen Ärzten ausgestellt.
Ich habe von Teleclinic vor knapp zwei Wochen eine PDF mit der AU bekommen, da eAU noch nicht unterstützt wurde. Kann aber auch an dem von mir zugeordneten Arzt gelegen haben.
wer sich diese neuen regeln ausgedacht hat, ist definitiv nicht teil der gesetzlichen krankenversicherung. in berlin, köln oder ähnlichen gebieten einen anschlusspräsenztermin bei einem arzt gewährleisten zu wollen ist absurd. deswegen wurde doch teleclinic genutzt. da man keinen arzt findet…
Den Arzt schon, aber leider keine zeitnahen Termine.
Das entspringt wie so oft einer Substitutionsangst der Ärzteschaft. Insbesondere die Verbände KBV, Ärztekammern etc stemmen sich so weit es irgendwie geht gegen jede noch so sinnvolle Neuerung. Seit Jahrzehnten!
Tja, das ist wie so oft eine Reaktion der Politik auf Missbrauch: Telekliniken die wild ohne echte Indikation medizinisches Cannabis verschreiben und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen verteilen wie Bonbons, provozieren halt eine Reaktion. Ätzend für alle seriösen Anbieter und ehrlichen Patienten.
Aus meiner Sicht ist das meistens der Grund, wenn wir alle unter gefühlter Überregulierung ächzen. Ein paar A**** die es am Ende für alle verderben, weil sie sich für besonders schlau halten.
Bei mir als Versicherter der Viactiv (Premium-Partner) scheint es in NRW keine Einschränkung zu geben. Oder täusche ich mich?