Für Museum und Galerie
Shazam für Kunst: „Magnus“ und „Smartify“ im Video
Westart, das Kunst- und Kulturmagazin des WDR hat sich in seiner gestrigen Ausgabe die beiden iOS-Applikationen Magnus und Smartify genauer angesehen und deren Versprechen einer kritischen Prüfung unterzogen. Beide Apps beanspruchen für sich eine Kunstwerk-Erkennung im Shazam-Stil abzuliefern.
Anstatt spielender Musik zu lauschen, verlassen sich „Magnus“ und „Smartify“ auf das Kamera-Modul des iPhones und versuchen Ausstellungsstücke in Galerien und Museen zu erkennen.
Wir haben euch Thilo Jahns 5-Minuten-Beitrag, der auch uns in eine bislang noch unbekannte App Store-Kategorie eingeführt hat, im Anschluss eingebettet. Die komplette Sendung lässt sich noch bis zum Kommenden Oktober in der ARD-Mediathek nachschauen.
„Shazam für die Kunstszene“ hat Magnus Resch die von ihm entwickelte App „Magnus“ genannt. Sie liefert auch noch eine Bewertung, nennt also den geschätzten Preis, für den das Werk zu haben ist. Das soll den Kunstmarkt transparenter machen, so das Versprechen des App-Entwicklers. „Smartify“ wirbt damit, seinen Service für mehr als 30 internationale Museen und Galerien anzubieten, vom Rijksmuseum in Amsterdam bis zum Metropolitan Museum in New York. Können wir also alle bald überall mitreden, egal ob es um Botticelli oder Banksy geht? Und bei aller App-Liebe stellt sich die Frage: Wie verändert das Smartphone unser Kunsterleben?
Die Entwicklung solcher Kunst-Apps ist im multimedialen Zeitalter, an dessen Anfang wir tatsächlich erst stehen, nur eine Frage der Zeit gewesen. Nutzen und Grenzen wurden in Beitrag jedoch nur unzureichend benannt. Was „Fastfood-Infos“ für den Museumsbesucher gegenüber dem wg. begrenztem Platz auf erklärendem Kurztext in Museum/Galerie einen erweiterbaren Info-Rahmen darstellt, ist hingegen Gold wert für die Datensammler der Kunstfonds und Auktionatoren. Eine Kliick-bzw. Speicherliste auf den Endgeräten lässt Preise von Museumskunst und in angesagten Galerien durchaus ins Astronomische steigen. Unbekannte Kunstschaffende tauchen mangels Infos nach wie vor in keiner App auf. Die Apps unterstützen eben fast nur museumsgängige Werke. Was nützt es den 99,9 % aller bildenden Künstlern, von denen über 95% inzwischen auf Sozialhilfeniveau ihr Schaffen betreiben, wenn ihre zeitgenössische Kunst über sporadische regionale Ausstellungen oder selbst organisierte Events, hinaus niemandem bekannt ist, weil Galeristen das Ausstellungsrisiko scheuen? Was zeigen Museen in Galerien bei zeitgenössicher Kunst überhaupt? Überwiegend durch irgendwelche Seilschaften, sich ach so wichtig nehmende Dompteure des Kunstsystems und Sammlerpuscher zur Präsentation gekommene Künstler, die einen fragwürdigen und schon gar nicht repräsentativen Überblick über aktive Kunstschaffende geben. Dabei gäbe es millionenfach spannendere Künstlerbiografien zu entdecken. Es ist an der Zeit, vor allem Apps für regionale Künstler zu verbreiten, die all die bislang Namenlosen…und nur die, in Apps erfassen. Das wäre viel spannender als die oft hinlänglich bekannte Museumskunst. Denn deren Websites verstauben inzwischen fast unbeachtet im www.
Grüße an alle Kunstschaffenden, Micha