Mit Videointerviews und Zeitzeugen
Satellite Camps: App führt durch KZ-Außenlager in Berlin
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, am 27. Januar, liegt noch keine Woche zurück. Eine Gelegenheit die wir nutzen wollen, euch kurz auf die App Store-Neuveröffentlichung „Satellite Camps“ hinzuweisen.
Die Satellite Camps-App wurde durch die Initiative KZ Außenlager Lichterfelde und durch die Gedenkstätte Sachsenhausen realisiert und macht auf einen Umstand aufmerksam, den auch historisch bewandte Nutzer nicht unbedingt auf dem Schirm haben: Zu den bekannten Vernichtungslagern der Nazis gehörten auch zahlreiche KZ-Außenlager in Berlin und Brandenburg, die vor allem den Einsatz von Zwangsarbeitern effektiver machen sollten.
Zwischen 1942 und 1944 transportierte die SS tausende KZ-Häftlinge in zahlreiche Außenlager im Berliner Stadtgebiet. Die Häftlinge, unter ihnen viele Frauen, mußten Zwangsarbeit für die SS und Rüstungsfirmen leisten: als Bombensucher, beim Bau von Bunkern oder in der Produktion von Kampfflugzeugen.
Durch die Errichtung der Außenlager wurde das System der Konzentrationslager bis an die Werkbänke und vor die Haustür vieler Berlinerinnen und Berliner ausgeweitet. Zu keinem anderen Zeitpunkt waren so viele KZ-Häftlinge im „Alltag“ der Metropole präsent.
In der App werden sechs der 14 Berliner KZ-Außenlager exemplarisch vorgestellt: In Lichterfelde, Haselhorst, Schönholz, Moabit und Müggelheim, Neukölln und Schönefeld. Neben der Geschichte der Lager werden auch Biografien ehemaliger Häftlinge vorgestellt. Die Standorte der früheren Lager werden kartografisch verortet. In Ausschnitten aus Videointerviews kommen Zeitzeugen zu Wort.
Gute und wichtige App.
Das sehe ich genau so, eine wichtige App, zumal es immer weniger Zeitzeugen gibt und wie ich heute morgen in der Zeitung lesen konnte, 40 % der heutigen Jugend mit dem Begriff Holocaust nicht’s anfangen können.
Erschreckende Zahl.
Seltsam, da es ja wohl sicher noch im Schulunterricht kommuniziert wird.
Der Holocaust wird in Bayern erst ab der 9. Jahrgangsstufe gelehrt.
Danke für den Hinweis – ein wichtiges Thema! Vor allem, weil Zeitzeugen immer weniger werden und wir darum neue Formen der Vermittlung und Erinnerung brauchen.
Bei dem ganzen APP Müll ist es toll mal wieder so eine wichtige und wertvolle APP zu sehen.
Der Begriff „Vernichtungslager“ im Text sollte ersetzt werden. Die KZ-Außenlager in der Stadt waren Arbeitslager, wo natürlich auch Willkür, Gewalt und Mord Teil des Regimes waren. Aber der Begriff „Vernichtungslager“ bezeichnet Lager, deren einziger Zweck entweder die unmittelbare Tötung der Ankömmlinge oder deren Vernichtung durch Arbeit bei gleichzeitig schlimmsten „Lebens“bedingungen binnen weniger Monate war.
Vielleicht hätten wir es noch deutlich mache sollen, aber genau diese Unterscheidung treffen wir bereits im Text: Zum einen gab es die bekannten Vernichtungslager (also etwa Sachsenhausen, Theresienstadt, Auschwitz etc.) und dazu zugehörige auf Satellite-Positionen ausgelagerte KZ-Außenlager in Berlin und Brandenburg.
Veto!: … oder deren Vernichtung durch Arbeit bei gleichzeitig schlimmsten Lebensbedingungen binnen weniger Monate war….שבת שלום!
Letztes Jahr ist mein Großvater verstorben. Mit ihm die vielen Bilder und seine Vergangenheit.
Er hat uns viel aus seiner Zeit als KZ Häftling (Bergen Belsen/Dora/Sangershausen) erzählt…
Diese Zeit darf nie vergessen werden!
Ich finde es toll, dass diese App sich um Aufklärung und um dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte bemüht. Viele reden nicht mehr darüber, weil Sie es gar nicht wissen oder schon nicht mehr daran denken…
Sehr gut. Danke für den Tipp.