Alles was zum Airbag-System zu wissen ist
Motorrad-Airbagweste mit CarPlay: Held eVest mit In&Motion-Modul
Airbagwesten für Motorradfahrer haben sich in den vergangenen Jahren zu echten Verkaufsschlagern entwickelt. Der zusätzliche Schutz, der unauffällig unter der Motorradkleidung getragen werden kann, sorgt dafür, dass sich immer mehr Fahrer die Frage stellen: Lohnt sich bei einem ohnehin kostenintensiven Hobby nicht auch die Investition in eine Weste, die im Ernstfall Leben retten kann?
Die Held eVest mit In&Motion-Modul
Airbagwesten gibt es in zwei grundsätzlichen Ausführungen: mechanisch oder elektronisch. Mechanische Varianten besitzen in der Regel eine Reißleine, die mit dem Motorrad verbunden ist und den Airbag beim Sturz aktiviert. Elektronische Systeme hingegen setzen auf integrierte Sensorik, die mehrere hundert Mal pro Sekunde Lage, Geschwindigkeit und Beschleunigung des Fahrers analysiert – und bei Bedarf blitzschnell auslöst.
Der Vorteil elektronischer Systeme liegt in der Bewegungsfreiheit und der unauffälligen Integration: Sie lassen sich diskret unter der Motorradkleidung tragen und lösen nicht schon dann aus, wenn das Bike im Offroad-Einsatz einmal zur Seite kippt. Dafür sind sie in der Regel etwas kostenintensiver und auf einen vollen Akku angewiesen. Eine gute Marktübersicht haben die Kollegen der MOTORRAD in Heft 3/2025 zusammengestellt.
In&Motion: Elektronik aus Frankreich
Einer der bekanntesten Anbieter elektronischer Airbaglösungen ist das französische Unternehmen In&Motion. Anders als andere Hersteller produziert In&Motion keine eigenen Westen, sondern stellt das elektronische Herzstück – die sogenannte In&box – für Partnerunternehmen bereit. Bekannte Hersteller wie Held, Ixon oder Klim integrieren die Technik in ihre Motorradkleidung.
Das In&Motion-Modul besitzt eine App-Anbindung mit CarPlay
Die In&box ist das „Gehirn“ des Systems. Sie wird in die Kleidung eingesetzt und analysiert kontinuierlich das Fahrverhalten. Die Schutzkleidung selbst – etwa die Held eVest – muss separat erworben werden.
Doppelte Investition, flexibler Einsatz
Wir dröseln die Kosten mal an unserem Beispiel auf. Wer sich wie wir für die Held eVest entscheidet, zahlt für die Weste etwa 379 Euro. Hinzu kommen 400 Euro für die In&box – sofern man sich für den einmaligen Kauf der Hardware entscheidet. Alternativ bietet In&Motion eine Leasing-Option in Form eines Abonnements an: 120 Euro pro Jahr oder 12 Euro monatlich.
Diese Variante läuft wie ein Mietmodell, das die Einstiegskosten senkt und regelmäßige Updates sowie eine lebenslange Garantie auf die In&box beinhaltet. Das Leasing kann jederzeit beendet und die Box zum Einmalpreis gekauft werden. Dieser reduziert sich je nach bereits bezahlter Laufzeit, wie in dieser Tabelle angezeigt.
Das In&Motion-Modul ist zum Einmalkauf und im Leasing-Modell verfügbar
Ein Vorteil dieser Kombination: Das Modul kann mit verschiedenen Kleidungsstücken genutzt werden. Im Sommer eine luftige Weste, im Winter eine Kombi – mit nur einem elektronischen Kern.
Zusatzkosten durch Fahrmodi
Neben dem Kauf- oder Mietpreis unterscheidet In&Motion auch zwischen verschiedenen Fahrmodi, die individuell freigeschaltet werden müssen. Im Basispaket enthalten ist nur ein Modus – in der Regel der für den Straßenverkehr optimierte.
Wer auf der Renne oder im Gelände unterwegs ist kann zusätzliche Fahrmodi erwerben
Wer regelmäßig auf der Rennstrecke unterwegs ist oder mit dem Motorrad ins Gelände fährt, kann für 25 Euro jährlich, 8 Euro monatlich oder einmalig 100 Euro zusätzliche Modi wie Track, Adventure Race oder MX freischalten. Ein Modell, das gerade für Gelegenheitsfahrer Sinn ergibt, die nur punktuell andere Einsatzbereiche abdecken wollen.
App-Anbindung, GPS-Modul und Offline-Funktion
Das In&Motion-System bringt eine eigene iPhone-App mit, über die sich der Akkustand, der aktive Fahrmodus und der Systemstatus komfortabel prüfen lassen. Auch der Wechsel zwischen den verschiedenen Erkennungsmodi erfolgt hier – ebenso wie Firmware-Updates oder Diagnosen.
Noch spannender wird es durch die Integration mit Apple CarPlay: Die In&Motion-App bietet dort eine Statusanzeige mit Informationen zum Akkustand, dem aktiven Modus und dem Funktionsstatus. Bei Motorrädern mit eingebautem CarPlay-Bildschirm lässt sich so vor der Fahrt ein schneller Check durchführen – und auch unterwegs der Systemstatus im Blick behalten.
Ungewöhnlich: Die CarPlay-Anzeige dient vor allem als Status-Display
Wichtig zu wissen: Die Airbagweste ist vollständig autark nutzbar – auch ohne iPhone oder App. Das bedeutet: Wer sein iPhone nicht mit auf die Tour nehmen will, kann die Weste einfach anziehen und losfahren. Die Auslösung erfolgt unabhängig von der App über das integrierte GPS- und Bewegungssensor-System der In&box. Dieses arbeitet vollständig autonom, sammelt zusätzliche Daten zur Position und Bewegung und erhöht damit die Präzision und Zuverlässigkeit bei der Erkennung von kritischen Situationen.
Held eVest: Technische Daten und Tragekomfort
Die Held eVest wiegt nur etwa 1,5 kg, ist unisex und in den Größen XXS bis 3XL erhältlich. Sie lässt sich dank Stretchmaterial, Frontverschluss und Clip-in-Technologie bequem unter jeder Motorradjacke tragen. Die Weste schützt im Ernstfall Brust, Bauch, Rücken und Nacken und kommt mit einem Level 1 Rückenprotektor, der sich bei Bedarf durch einen D3O-Protektor erweitern lässt. Optional lassen sich auch Brust- und Rippenprotektoren integrieren.
Hersteller-Video: Die Held eVest in Aktion
Wichtig beim Tragen: Zwischen Körper und Jacke muss genug Raum für die sich aufblasenden Luftkammern bleiben. Die Faustregel: Eine aufgestellte Faust zwischen Brust und Jacke sollte Platz finden – dann passt auch die Airbagweste.
Reinigung, Inflator-Tausch und Alltagstauglichkeit
Wichtig zu wissen: Die Weste darf nicht in der Waschmaschine gereinigt werden – wer längere Touren bei sommerlichen Temperaturen hinter sich hat, muss zu Schwamm und Seifenlauge greifen.
Nach einer Auslösung lässt sich die Weste in Eigenregie wieder einsatzbereit machen. Der Inflator, also die CO₂-Kartusche, kann selbstständig getauscht werden und kostet im Handel 55 Euro. Laut Hersteller ist der In&Motion-Inflator für eine Nutzungsdauer von bis zu zehn Jahren ausgelegt – ideal für den langjährigen Einsatz auf dem Motorrad.
Hersteller-Video: So läuft die Erstinstallation der In&Motion Box ab
Praxis-Eindruck und Vergleich mit Alternativen
Im praktischen Einsatz überzeugt die Held eVest durch ihren hohen Tragekomfort. Sie sitzt bequem unter der Motorradkleidung, trägt dank des elastischen Materials nicht auf und lässt sich auch bei längeren Touren problemlos tragen. Das In&Motion-Modul sowie der Inflator sind vergleichbar mit einem üblichen Rückenprotektor – man spürt sie beim Fahren, aber nicht als störend. Auch im Sommer bleibt die Weste angenehm tragbar, insbesondere wenn darüber eine gut belüftete Meshjacke getragen wird.
Was die Auslösung betrifft, können wir glücklicherweise noch keine eigene Erfahrung vorweisen – und hoffen, dass das so bleibt. Wer wissen möchte, wie sich eine Auslösung verhält, findet im Netz zahlreiche Video-Demonstrationen und Erfahrungsberichte, die einen guten Eindruck vom Ablauf und der Wirkung vermitteln.
Die Weste ist bereits ab Werk für bis zu drei Auslösungen ausgelegt und muss dafür nicht eingeschickt werden. Der Inflator kann vom Nutzer selbst gewechselt werden, was die Einsatzbereitschaft auch auf Reisen sicherstellt.
Zum Vergleich: In der Vergangenheit kam bei uns auch eine mechanische Helite-Weste zum Einsatz. Diese ist deutlich größer und schwerer, muss über der Kleidung getragen werden und schränkt durch die Reißleine die Bewegungsfreiheit merklich ein. Gerade im Offroad-Einsatz – wenn man öfter aufsteht – ist das ein Nachteil, da entweder der Bewegungsspielraum begrenzt ist oder man durch eine zu lange Leine Risiken eingeht.
Grundsätzlich richtet sich das System an alle Motorradfahrer, die Wert auf gute Schutzkleidung legen. Wer sich einmal mit dem Thema Airbag auseinandergesetzt hat, erkennt schnell den zusätzlichen Sicherheitsgewinn. Für uns fiel die Entscheidung klar zugunsten der elektrischen Lösung – vor allem wegen der Flexibilität, sie unter bestehender Motorradkleidung zu tragen, und der besseren Eignung für wechselnde Einsatzgebiete.
Flexible Schutzlösung mit digitalem Mehrwert
Die Kombination aus der Held eVest und der In&box von In&Motion bietet eine durchdachte, modulare Lösung für Motorradfahrer, die ihren Schutz ernst nehmen. Besonders die Möglichkeit, Kleidung und Modul flexibel zu kombinieren, zusammen mit der CarPlay-Integration und der Offline-Nutzbarkeit, hebt das System von anderen Airbagwesten ab. Preislich kein Schnäppchen – aber im Zweifel ist Sicherheit ohnehin unbezahlbar.
Ein kleiner Tipp für alle, die bereits mit dem System liebäugeln: Wer ohnehin schon mit der Überlegung spielt, sich eine In&Motion-Lösung zuzulegen, der kann den Code PRWANVM nutzen, dieser bietet euch drei kostenfreie Monate Mitgliedschaft.
Ihr habt schon recht, auf der einen Seite müsste man sowas eigentlich tragen, jetzt wo ist die Dinger an jeder Ecke gibt. Auf der anderen Seite sehe ich nicht ein dafür so viel Geld auszugeben… Daumen drücken, dass nichts passiert, würde ich sagen ^^ Gute Fahrt!
Dito oder einfach auf ne mechanisch mit Zugseil ausgelöste Weste setzen.
Aber stimmt da kann man die Leute ja nicht mit Abos …..
Wir nutzen seit dieser Saison Motoairbags. Werden mit Seilzug ausgelöst, keine Elektronik. Von der Abdeckung (Größe/Länge der Airbag-Blase) für uns optimal und bezahlbar.
Sven: ich weiß ja nicht, ob du schon das ein oder andere Mal gestürzt bist? Kann dir auch nur die Daumen drücken. Oder besser: vielleicht doch in ein Airbag System investieren, von welchem Hersteller auch immer. :)
Ich verstehe den Sinn der unterschiedlichen Fahrmodi nicht. Wie unterscheiden die sich?
Wenn ich den falschen Modus wähle, kann es sein, dass ich stürze, aber der Airbag nicht auslöst? Oder ich bremse ein bisschen stärker und schwupps, aufgeblasen?
Beides möglich.
Aber die Preispolitik bei dem Produkt finde ich eh bisschen überzogen.