"Bauer to the people"
Marktschwärmer: App verbindet regionale Erzeuger und Verbraucher
Was App- oder überhaupt Start-Up-Angebote angeht, die Konsumenten und Produzenten miteinander verbinden wollen, sind wir im Laufe der Jahre immer vorsichtiger geworden. Gestört hat uns vor allem die steigende Anzahl der Anwendungen, die sich parasitär in eigentlich funktionale und bereits bestehenden Beziehungen zwischen Anbieter und Verbraucher platzierten, ihrerseits aber nahezu keinen Beitrag an der Wertschöpfungskette leisteten.
Portale, die Lebensmittel-Lieferungen, Putzdienste oder Reservierungen im Wellness- und Kosmetikbereich vermittelten, dabei aber keinen neuen Markt entstehen ließen, sondern schlicht ein Stück des vorhandenen abknapsten.
Angebote, die sich ohne die oft massiven Werbekampagnen und das Wagniskapital in Millionenhöhe, wohl nie am Markt etabliert hätten, inzwischen aber für Abhängigkeiten, teurere Preise und das entstehen schlecht bezahlter Jobs in der Gig-Economy verantwortlich zeichnen.
Die Marktschwärmer-App macht einen ganz anderen Eindruck auf uns. Auch hier geht es natürlich ums Geld, die Idee aus Frankreich etabliert jedoch neue „Märkte“, von denen es gar nicht genug geben kann.
Webseite und App des Marktschwärmer-Projektes verbinden regionale Erzeuger direkt mit Verbrauchern, die Produkte vom Bauernhof kaufen wollen, aber nicht die Zeit haben, jedes Wochenende ins Umland aufzubrechen.
Hier schafft die App Marktplätze an denen sogenannte „Gastgeber“ ihre Ladenräume oder Wohnungen für wöchentliche Verkaufstermine zur Verfügung stellen und dort Produkte von Bauernhöfen, Meiereien und Imkern anbieten, die sonst eher wenig direkten Kundenkontakt haben.
Beispiel Berlin-Friedrichshain: Die lokale „Schwärmerei“, die zwei Querstraßen von uns entfernt ist, hatte zuletzt die Produkte 8 regionaler Erzeuger vor Ort. Darunter Fleisch vom Försterhof, Milch und Bio-Kuh-Produkte vom Kuhhof und die Erzeugnisse einer Tofu-Manufaktur.
Alles was zum nächsten Verkaufstag angeboten wird, lässt sich vorab online sichten und bestellen und muss dann nur noch abgeholt werden. So gesehen funktioniert Marktschwärmer wie die klassische Bio-Kiste, wird aber nicht zugestellt, sondern muss selbst abgeholt werden.
Eine Idee, die uns gefallen hat und die sich transparent finanziert. Bauern, die ihre Produkte hier verkauften, müssen von ihrem Nettoumsatz eine Servicegebühr in Höhe von 18,35% an das Marktschwärmer-Projekt abführen. Der Gastgeber der Schwärmerei erhält 8,35% des Umsatzes für die Organisation, das Marktschwärmer-Team erhält 10% des Umsatzes für Betrieb und Weiterentwicklung der Online-Plattform.
Im Zweifelsfall kostet euer Käsestück also 10 Euro statt 8 Euro im Hofladen, dafür kommt der Käse fast bis vor die Tür und kann in Kombination mit einem Kaninchen und frischen Broten gekauft werden.
Hm, also wo man hier nen neuen Markt sehen will, erschließt sich mir nicht unbedingt.
In den getrifizierten Hipster-Vierteln gibt es an jeder Ecke Bio- oder Hofläden, die Bewohner prekärer Wohnsilos geben eher selten 10€ für ein Stück Käse aus und die auf dem Land wohnenden haben die Erzeuger ja vor der Nase.
Klingt für mich eher nach „Bioessen-Tupperparty“.
Neuer „Markt“ = neuer Ort, an dem eingekauft werden kann.
Neues Ladengeschäft.
es gibt auf dem Land tatsächlich einige Hofläden / Landwirte etc. Aber bei uns im Ort habe bis auf zwei Hofläden alle wieder geschlossen. Aus unterschiedlichen Gründen.
Coole Sache.
Nur leider in München keine Garagen vorhanden…
Gehst halt zum Käfer
Vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis!
Finde es gut. Habe sogar eine in der Nähe gefunden. Wird getestet
Habe ich überlesen, dass man sich erst Registrieren muss?
Danke, sofort gelöscht.
wie wollt ihr was bestellen ohne Registrierung?!
Also irgendeinen Aufhänger braucht der Schwärmerei- Betreiber. Und euren Namen könnt ihr schon irgendwo eintragen.
@Sergio Ich möchte doch einfach nur wissen, ob es überhaupt was in der Nähe gibt. Dafür extra registrieren empfinde ich als “anstrengend”. Um Herauszufinden, wo Interesse für neue Abholstationen besteht, sollte eigentlich auch die Auswertung der Suchanfragen ausreichen.
1+
Danke für diesen ausführlichen Bericht und die Erklärungen, gerne mehr davon!
Habe hier in Köln eine Schwärmerei um die Ecke. Das System ist super, mittwochs ist Abholtag. Die Auswahl an Produkten umfasst viele Bereiche, das Preisleistungsverhältnis ist deutlich besser als im Supermarkt, besonders bei Fleischprodukten und Gemüse/Obst (Angebot je nach Saison, reif geerntet, Tomaten mit Geschmack, irrerweise). Seitdem minimieren sich meine Einkäufe am Wochenende. Übrigens nutze ich nicht die App, mir reicht der Browser.
Es ist aber immer wieder überraschend, wie stark ausgeprägt der Meckerreflex vieler Menschen geworden ist. Seit wann genau und weshalb gilt es als schick, wenn man instinktiv alles beschissen findet? Was ist daran problematisch, etwas gut zu finden? Warum guckt man sich Dinge nicht erst genau an oder probiert sie aus, bevor man meckert? Wer so lebt, sieht doch bereits im Alter von 40 Jahren mit verhärmten Mundwinkeln und Zornesfalten aus wie Ende 50.
Den Käse für 10 Euro findet man übrigens, wegen des merkwürdigen Verhältnis deutscher Bürokraten zu Rohmilchprodukten, leider nicht bei den Marktschwärmern. Dafür muss ich samstags auf den Markt zum Käsestand und französischen Käse kaufen.
Die Konzentration auf das Negative ist uns genetisch leider Einprogrammiert, man kann das aber durchaus ändern. Früher wurde halt getratscht, heute im Internet getrollt. Wer eine positive Einstellung zum Leben gewinnt, gewinnt auch Lebensqualität.