Was kommt im Sommer 2022 genau?
Lese-Tipp: Notfallwarnung im Mobilfunknetz & Cell Broadcast
Seit den Flutkatastrophen der vorvergangenen Woche, die in vielen Teilen Westdeutschlands, in Belgien und in den Niederlanden für Tote, Überschwemmungen und massive Beeinträchtigungen des alltäglichen Lebens sorgten, ist der Themenkomplex „Notfallwarnung im Mobilfunknetz“ Teil der öffentlichen Debatte.
Bild: Diseigner2k2
Im Nachgang der von unzureichenden Warnmeldungen begleiteten Hochwasser-Gefahrenlagen, tauchte unter anderem die hierzulande nicht aktiv genutzte „Cell Broadcast“-Technik in der Diskussion auf und soll nun Teil der öffentlichen Infrastruktur zum Schutz vor Katastrophen werden. Vereinbart wurde, dass die hierzulande verfügbaren Warn-Apps ab Sommer 2022 von zusätzlichen lokalen Warnmeldungen via Cell Broadcasting begleitet werden sollen.
Was kommt im Sommer 2022 genau?
Wer sich genauer dafür interessiert, wie diese Technologie einzuordnen ist, dem möchten wir an dieser Stelle zwei Blog-Einträge des Mobilfunkexperten Harald Welte ans Herz legen, der sein Wissen schon Mehrfach in Vorträgen auf dem Chaos Communication Congress des Chaos Computer Clubs und der OsmoDevCon Conference geteilt hat. Letztgenannte setzt sich mit Open-Source-Mobilfunknetzen auseinander.
So hat Welte in seinem privaten Blog kürzlich die folgenden beiden Einträge veröffentlicht, die ihr euch durchlesen solltet:
- Notfallwarnung im Mobilfunknetz + Cell Broadcast (Teil 1)
- Notfallwarnung im Mobilfunknetz + Cell Broadcast (Teil 2)
In den übersichtlichen Stücken geht Welte auf das sogenannte Public Warning System (PWS) ein, das mit dem Schlagwort „Cell Broadcast“ eigentlich gemeint ist und hilft dabei den Standard einzuordnen.
Dieser bietet nämlich zahlreiche wichtige Funktionen, wie etwa unterschiedliche Schweregrade von Alarmierungen, die Benachrichtigung nur in ausgewählten geographischen Regionen und Regelungen zur erneuten Zustellung an. Welte zählt diese auf, erklärt und ordnet ein:
Es gibt also seit vielen Jahren internationale Standards, wie sämtliche heute eingesetzten Mobilfunktechniken zur schnellen, effizienten und datensparsamen Alarmierung der Bevölkerung eingesetzt werden können. Es gibt zahlreiche Länder, die diese Systeme seit langem einsetzen. Das US-Amerikanische WEA wurde nach eigenen Angaben seit 2012 bereits mehr als 61.000 Mal benutzt, um Menschen vor Unwetter oder anderen Katastrophen zu warnen.
Sogar innerhalb der EU hat man das EU-ALERT System spezifiziert, welches weitgehend mit dem amerikanischen WEA identisch ist, und auf die gleichen Techniken aufbaut. Und dann gibt es Länder wie Deutschland, die es seit genauso vielen Jahren vermissen lassen, durch Gesetze oder Vorschriften […]
Unglaublich! Deutschland hat das Cell Broadcasting entdeckt, was es seit Jahren (Jahrzehnten?) bereits in anderen Ländern gibt und extrem gut funktioniert…
Ich bin nur noch fassungslos
^^
Ich weiß nicht wie es vorher war. Aber Cell Broadcasting war bereits von Anfang an im GSM Protokoll enthalten. Jenes existiert seit 1990.
@KarstenS: danke für die Info!
Das macht es ja noch bitterer…
:-((
darüber konnte man früher sogar als Privatperson mal kurze Nachrichten versenden, die dem Empfänger ohne sein Zutun direkt angezeigt wurden. Ob er wollte oder nicht :D
wurde dann halt lange Zeit nicht mehr benötigt dank Internet und smartphones. Jetzt gab es mal wieder nen großen Knall und CB könnte zurückkommen. Why not. Finde es gut.
Wenn die Technik seit Jahren existiert und von anderen Ländern bereits länger in Benutzung ist, warum müssen wir bis Sommer 2022 (!) warten? Die Mobilfunkbetreiber scheinen ja wohl schnell handeln zu können, aber irgendwie verstehe ich dieses Aufschieben nicht.
Vielleicht kann mich jemand aufklären.
Siehe Links im Artikel
Aufklären nicht aber das was ich bemerkt habe ist, es scheint immer in Deutschland etwas länger zu dauern bis etwas umgesetzt wird.
Paar Beispiele einfach so:
– Apple Pay
– EKG für die Apple Watch
– Viel bessere Mobilfunk Tarife
Ich weiß nicht warum wir anscheinend länger brauchen als andere Länder aber auf schnellere Entscheidungen würde ich mich freuen ^^
@SOD Bin da bei dir. Mein Blickwinkel zu deiner indirekten Frage:
Der große Mann, der was erreichte, ruht sich aus.
Der kleine Mann arbeitet um seine Atraktivität durch Ergebnisse zu steigern.
Der Vergleich hinkt aber ganz so schön. Was haben denn bitte in diesem Zusammenhang (!) geschäftliche Entscheidungen eines Unternehmens mit politischen eines Staates zu tun? Auch wenn Deutschland bei allen Entscheidungen schneller wäre würde das ja nichts an den Plänen von Apple verändern wann sie welches Produkt hier einführen.
Bin immer noch sprachlos darüber… 2022, was es seit Jahren in anderen Ländern gibt. Stattdessen sollen wir 10 verschiedene Apps benutzen, die zum Teil auf älteren 3G Geräten gar nicht mehr funktionieren. *facepalm*
Artikel gelesen?
Hat er und regt sich auf, dass es erst 2022 kommt.
In anderen Ländern gibt es auch problemlos Streetview. Deshalb bin ich leider gespannt, wann die Datenschutzfraktion wegen Cell-Beoadcast sich lautstark zu Wort meldet (wie bei der Corona-App) und auch vorgeworfen wird, dass an Personen ohne Handy wieder nicht gedacht wurde. Vermutlich installieren wir dann noch zusätzlich Sirenen und die nächste Klage kommt (https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2018-N-2230?hl=true). Ich finds jedenfalls gut.
Datenschutz kommt tatsächlich bei Cell-Broadcast gar nicht ins Spiel, weil die Aussendung komplett Handynummernlos passiert und damit eigentlich Datenschutzrechtlich absolut irrelevant.
Bei Streetview sieht es da ganz anders aus, weil es das persönliche Hab und Gut bzw. auch Personen betreffen kann.
Ja. CB und Sirenen sind sehr gute Warnmittel.
CB und Sirenen mit Streetview vergleichen …
Streetview ist Vergnügen, das im Notfall nur dann zu tragen kommt, wenn gerade eine Veranstaltung stattfindet und die Zuschauer gewarnt werden können. Wobei dann CB/Sirenen viel schneller sind.
CB und Sirenen sind Warnmittel. Beide können regional/lokal eingesetzt werden. Sirenen sind auch überregional zu hören. Beide sind ohne App nutzbar – ein grosser Vorteil.
Alle drei sind grundsätzlich Sender von Informationen und empfangen als solcher keine Informationen. Also Datenschutzmässig unbedenklich.
Es ist, wie wenn man einer Band zuhört. Es kommt nur was bei einem an.
Sirenen sind unabhängig von jeglichem Besitz an Handy, Pager etc., man muss sie nur hören können.
CB geht nur auf Geräten mit Mobilempfang, und kann gezielt nur an jene gesendet werden, die mit einem oder mehreren bestimmten Sendemasten verbunden sind. Und hörbehinderte oder gehörlose Menschen empfangen die Warnung und können reagieren.
CB ist Datenschutzmässig unbedenklich, da die Handys bspw. eh mit dem Netz verbunden sind und nachverfolgt werden können.
jm2c
Ich kann mir vorstellen, dass die Netzbetreiber da ein Preisschild drantackern, dass, wenn wir es zu sehen bekämen, uns hören und sehen verginge! Die werden sich einen guten Teil der Milliarden für die Frequenzen zurückholen!
Und genau da sehe ich den Gesetzgeber gefragt. Denn theoretisch kann man auch die Netzbetreiber zu dieser Katastrophenunterstützung zwingen.
Habe das 2018 in New York erlebt. Plötzlich meldeten sich auch unsere (deutschen) iPhones mit merkwürdigen Warntönen und einer Warnmeldung vor sehr starkem Niederschlag. Man solle Orte meiden die geflutet werden könnten.
Da wir die Funktion in unseren Geräte gar nicht kannten sind wir erst ziemlich verunsichert gewesen. Tatsächlich ging dann wenige Minuten später fast die Welt unter. Es hat wirklich flutartig geregnet.
Das ist doch perfekt. Habe nie verstanden weshalb das bei uns nicht so einfach und auf allen Handys funktioniert.
Das Problem mit diesen bescheuerten Warn-Apps ist zum einen, dass viel zu ungenau und vor allem auch viel zu oft gewarnt wird, noch dazu zeitlich sehr ungenau. Das nimmt doch niemand mehr ernst.
Hier, ca. 100 Meter von einer Landesgrenze entfernt (Bayern-BW) wurde heute vor Unwettern in Katwarn gewarnt. Zwischen 16.15 und 18.00 Uhr. Passiert ist bislang überhaupt nichts und das beste ist, dass 100 Meter weiter noch nicht einmal eine schwache Warnung existiert.
D.h. hier soll es Starkregen und Hagel geben und 100 Meter weiter noch nicht einmal ein Gewitter… Scheinbar hält sich das Wetter an politische Grenzen. Wohl dem, der sich bei einer Warnung dann zufällig gerade auf der „richtigen“ Seite aufhält und die Warnung überhaupt bekommt.
ich habe das in den USA auch erlebt. Allerdings dann auch mit gesuchten Verbrechern (Mord etc.).
Was man daran schön merkt (auch an deiner Erzählung) ist der große Vorteil dieser Technik. Man muss nichts installieren um „teilzunehmen“. Das ist nämlich finde ich der wahnsinnige Nachteil der Nina/Katwarn/etc.
Für mich macht nur eine Kombination von beidem Sinn. Nina/Katwarn mit mehr Infos und über jeden Fieps (aktuell kommt ja auch immer Corona etc. pp.) und Cell Broadcast wenn es Leib und Leben betrifft oder extrem wichtig ist.
Wir haben sogar in Moskau vor ein paar Jahren eine SMS bekommen die vor Starkregen warnte. Einfach ohne Probleme. In Deutschland ist das leider nicht möglich?
Ich bin ehrlich gesagt schockiert, dass Cell Broadcast offenbar nach dem versauten Warntag noch immer nicht auf der Agenda stand…..Anders ist es ja nicht zu erklären, dass es noch bis 2022 dauern soll….unfassbar!
Wahrscheinlich braucht es genau deswegen NUR noch bis 2022.
Muss ja immer erst was passieren, bis die Politik aus dem Knick kommt.
Und dann dauert es auch noch Jahre.
Deshalb geplant für 2022 und vermutlich läuft es auch schon 2032 halbwegs ok.
Es wird mindestens Millionen kosten und nicht Flächendeckend funktionieren.
Nach dem Desaster mit dem Warntests letztes Jahr ist es ein unfassbarer Skandal das danach nichts passiert ist und jetzt erst hunderte Menschen sterben mussten.
Noch schlimmer ist das wir vom Ausland gewarnt wurden, keiner reagiert hat UND jetzt keiner dafür grade steht.
Stattdessen meint man das man jetzt das Rad erfunden zu haben und lenkt damit ab.
Die verantwortlichen müssten mit voller Härte zur Rechenschaft gezogen werden und ihren Platz räumen.
Ich bin einfach fassungslos und stinksauer auf diese angeblich vom Volk gewählten, angeblichen Vertreter des Volkes!!!
Das ist das Problem. Was nutzt ein Cell-Broadcast, wenn wir sogar vom Ausland gewarnt werden aber hier niemand auf den Alarmknopf drückt?
Du verstehst es falsch. Niemand kann einen Alarmknopf drücken, der nicht existiert.
Ergo muss CB laufen, damit es verwendet werden kann.
will.i.am sagte nicht, wie/womit sie vom Ausland gewarnt wurden. Das kann per App oder Mail oder sonstwas sein. CB nur, wenn er nah an der Grenze zu einem Land wohnt, welches CB eingerichtet hat.
Naja, es ist Wahljahr, das wird sich die neue/alte Regierung dann schön auf die Fahne schreiben können..
Gute Idee, aber ohne Strom und ohne Mobilfunknetz für mich zu wenig.
Wer schaut nachts auf das Handy?
Es muss noch eine manuelle Rückfall Option geben. Sirenen?!
Einen mix würde ich besser finden.
Erst die Sirene!
Dann biste wach!
Handy einschalten!
Cell Broadcast Meldung bekommen!
Fertig!
Schwierig? Nö!
In einigen Hochwasser Ecken, heulten die Sirenen. Niemand in D registriert bei einer Sirene eine Gefahr, sondern nur das es iwo ein Feuer gibt und die freiwilligen gerufen werden.
@Pino: bitte genau lesen!
Sirene + Cell broadcast = Lösung
Ist meine simple Aufzählung zu hoch für dich?
Keine Sorge, dann bist du in guter Gesellschaft! Unsere Regierung schnallt es auch nicht
Muss man immer gleich beleidigend werden?
Rückbau der Sirenen in den 90ern hast du verschlafen oder?
Sirene ist für die Katz.
Bei uns geht die bei jeden Feuerwehreinsatz los – was zur Folge hat, dass sie niemand mehr beachtet – außer den Jungs und Mädels bei der Feuerwehr.
Feuer-, Wasser- und Allgemeiner Alarm tönen unterschiedlich. Früher waren die Signale noch hinten im Telefonbuch abgedruckt, mit sämtlichen Notfallnummern etc.
Tja, ich werde langsam alt :)
Und Radio einschalten!
Deshalb ist es gut, einen kleinen batteriebetriebenen Radion zu haben. Der kann notfalls auch mitgenommen werden.
26k sollen in Bayern wieder gebaut werden….
1: Cell broadcast Meldungen werden von Telefonen anders behandelt. Selbst im Stummodus kommt ein Penetranter nicht zu überhörender Warnton.
2: Mobilfunkmasten sind über Batterien für eine Zeit lang gegen Ausfall gesichert.
Außerdem Befindet man sich eigentlich immer in mehr als nur einer Funkzelle gleichzeitig. Die dann auch die Nachricht ausspielen.
3: Warnungen vor Unwetter kommen mindestens einige Minuten, wenn nicht gar Stunden vor dem eigentlichen Starkwetterereignis vom DWD
4: Sirenen geben keinen Kontext, sondern fordern maximal dazu auf den Rundfunk einzuschalten. Was nicht heißen soll Sirenen würden zu einem vernünftigen Warnkonzept nicht dazugehören.
Ich weiß noch früher als Heranwachsender stand diese „CB-Funktion“ im Siemens C35i…
Dann weiß ich jetzt, dass das auch schon damals funktionslos war…
Das ist halt alles Neuland ;)
Ist auch in iOS abgebildet und es gibt einen Apple Support-Artikel dazu:
https://support.apple.com/de-de/HT202743
Ich freu mich schon auf 2022, wenn das Innenministerium uns in peinlichen, ganzseitigen Anzeigen in allen Tageszeitungen diese Technik als tolle Errungenschaft im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels verkauft…
In den 90ern hab ich mir bei D2 damals dem Ortsvorwahlenvereich aufm Nokia Handy anzeigen lassen.