Apples Rechnung scheint aufzugehen
Halbierte Umsatzbeteiligung: Apple lässt zum Loblied antreten
Dass im offiziellen Presseportal Apples nun schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche eine Auswahl positiver Reaktionen auf die neue Umsatzbeteiligung Cupertinos abgedruckt wird, spricht Bände.
Nüchterne Transaktion
Apple versucht die Ankündigung des „App Store Small Business Program“ gar nicht erst als spontane Reaktion auf die Bedürfnisse der Entwickler-Community zu verkaufen, sondern scheint hier eine nüchterne Transaktion vorzunehmen: Die Halbierung der seit 2008 unverändert eingeforderten Umsatzbeteiligung von 30 Prozent soll Positiv-Schlagzeilen abwerfen und die zuletzt missmutige Stimmung in der Entwickler-Community kippen.
I wish all the App Store customers who rage about “greedy app developers” would read this. https://t.co/cLSiYSO0YT pic.twitter.com/DARXRjbEf0
— Becky Hansmeyer (@bhansmeyer) November 21, 2020
Das Kalkül: Zum einen schließ Apple mit der Reduzierung der Umsatzbeteiligung eine noch offene Flanke, die so gut Chancen haben dürfte vor weiteren Eingriffen europäischer und amerikanischer Wettbewerbshüter sicher zu sein.
Zum anderen verhindert man Allianzen zwischen der breiten Masse der Entwickler, die für die 1,8 Millionen im App Store erhältlichen Anwendungen verantwortlich sind und Großverdienern wie Epic und Spotify, die sich zuletzt als Wortführer gegen Apples App-Store-Richtlinien, die hohe Umsatzbeteiligung und überhaupt, die Pflicht Apps über den App Store anbieten zu müssen, ausgesprochen haben.
Der deutsche App-Entwickler Philipp Stollenmayer
Apples Rechnung scheint aufzugehen
Wie gut diese Rechnung aufgeht zeigen die Stimmen, die Apple jetzt unter der Überschrift „Entwickler sagen, das App Store Small Business Program ist gut fürs Geschäft“ abgedruckt hat. Insgesamt 18 Programmierer und Firmenchefs, darunter ehemalige Apple-Mitarbeiter wie Christian Selig, werden in der Pressemitteilung mit ihren Reaktionen zur halbierten Umsatzbeteiligung zitiert.
Die gesungenen Loblieder könnten dabei nicht viel positiver ausfallen und reichen von schlichten „This is wonderful news!“ bis hin zu geradezu euphorischen „Apple has always stood up for the rebels — the little guy in the big fight […] It’s moments like this that show the company really cares about creative people everywhere.“
Das „App Store Small Business Program“ wird am 1. Januar 2021 starten und Entwicklern, die weniger als 1 Million Dollar Umsatz gemacht haben, nur noch 15% statt der bisherigen 30% abnehmen. Eine Neuregelung, die zu interessanten Edge-Cases führen wird.
Zum Nachlesen:
- Rechenspiel: App-Geschenke können Einkommen erhöhen
- Umsatzbeteiligung halbiert: Apple kommt Behörden zuvor
Apple feiert sich selbst…
„The company really cares about creative people everywhere“ – wie war das noch mit den Probemonaten von Apple Music und der Bezahlung der Künstler?
Stimmt: Taylor Swift musste es richten!
Die Stimmen der Entwickler, so gut diese Entwicklung auch sein mag, grenzt an Heuchelei. Ich will nicht wissen, was Apple dafür geblättert hat oder ob man als Entwickler wirklich so naiv sein kann.
Komplett daneben dein Kommentar. Ich feiere es, als Entwickler mit deutlich unter 1 mio € Umsatz, hart.
Das ist ein wirklich guter Zug von Apple für die mit Abstand meisten Entwickler.
Ich stimme dir da zu, dass es für Entwickler unter einer Mio. €/$ Umsatz ein guter Deal ist. Und das man erfreut darüber sein kann.
Aber nach den monatelangen Streiterein, Kräftemessen und Anschuldigen versucht Apple jetzt die „kleinen“ Entwickler auf seine Seite zu ziehen indem man Ihnen den heiligen St. Martin vorbeischickt, der jedem ein großes Stück aus dem Apple-Kuchen schneidet, um über den Winter zu kommen. Vielleicht sieht man auch deshalb Tim Apples Gebetshände so häufig…
Es war längst überfällig, dass Apple einlenkt. Es dann ganz plötzlich zu tun und sich selbst dermaßen zu loben, ist so wie wenn man das eigene Häufchen in der Schüssel beklatscht. „Hast du gut gemacht.“
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Darf ich mal Kotzen.
auch Entwickler, auch unter 1Mio., klar nehme ich gerne den Senkungen mit.
Bin aber trotzdem nicht so dämlich zu glauben das das Apple für uns macht.
– ich kann meine Apps selber vermarkten
– meine Apps brauchen kein Abo Modell, freiwillige kostenpflichtige Updates schon
– ich brauche keine undurchsichtige App Store Review Guidelines
usw., usw. usw.
@Connectas: Das ist es auch was mich daran stört. Das Apple mit den 30% seine anderen Services subventioniert hat, hat mich immer schon gestört. Hier finde ich es nur fair, dass Apple mit dem Wucher (der in der Branche mangels Wettbewerb ja üblich ist), aufhört, um die Entwicklergemeinde zu spalten.
Aber das Gesamtpaket passt mir nicht.
Auf dem Mac werde ich auch weiterhin am AppStore vorbei arbeiten. Auch wenn Apple den Entwicklern da immer mehr Steine in den Weg legt.
Apple hat bis 5 vor 12 gewartet und handelt jetzt aus Furcht vor Sanktionen durch die Aufsichtsbehörden. Das jetzt als „Kampf für die Schwachen und Wehrlosen“ darzustellen ist doch an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten.
Das gleiche mit dem pseudo Öko-Anstrich, und dem zumindest fragwürdigen Datenschutzgebaren, wo immer mal wieder hanebüchene Lücken auftreten. Die Marketingabteilung ist sich echt zu nichts zu schade.
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….. das ist der Job der Marketingabteilung
Jana aus Kassel gefällt dieser Kommentar! ;)
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++
Es scheinen einige Entwickler zu vergessen, dass die 30% nur im ersten Jahr galten, danach 15%.
Auf lange Sicht ist es nun eher teurer: Im ersten Jahr macht man wahrscheinlich sowieso nicht viel Gewinn – zahlt darauf dann 15% weniger als bisher. Dafür zahlt man bei einem Durchbruch in irgendeinem Folgejahr dann 15% mehr.
Ich bin mir sicher, dass Apple unter dem Strich mit der Änderung mehr verdient als bisher!
Äh, ne. Solange man unter einer Millionen Dollar bleibt qualifiziert man sich auch jeweils für das Folgejahr für das Programm. Nachzahlungen beim Überschreiten der Millionen gibt es nicht. Und teurer als die bisherigen 30% wird es ebenfalls nie.
@patmuk: die 15% im zweiten Jahr galten aber nur für Abos. Nicht normale Käufe.
So ist es!
Wes Brot ich es, des Lied ich sing
Apple Verlogenheit kann man nicht mehr überbieten!!!!!
Was für ein missmutiger & missgünstiger Artikel!
Immer das Loblied der armen Entwickler singen und wenn Apple darauf positiv reagiert, wird immer noch das Haar in der Suppe gesucht.
„Edge-Cases“ schon wieder ein neues, tolles und sinnvolles „deutsches“ Wort
Diese Penner und Ausbeuter der uruguayischen Minderheit in China !!!
Eine ausgebeutete Minderheit von Leuten aus Uruguay in China? Sach ma‘, is‘ deine Grundstücksbegrenzung kaputt?!
(Uiguren haben nichts mit Uruguayern zu tun. Generell steht dein Einwurf in keinerlei Zusammenhang mit dem Topic.)