Greta & Starks: Kino-Begleit-Apps für Seh- und Hörbehinderte
Wir starten mit einer schwierigen Frage: Dürften hilfsbedürftige Kinobesucher den „Cinema Code of Conduct“ brechen?
Das von uns geschätzte, weltweit gültige Regelwerk untersagt Kinogängern sowohl das Ausziehen von Schuhen, als auch das Flüstern, das Mitbringen von Speisen und Getränken, das verspätete Eintreffen und den Einsatz von Mobiltelefonen vor der großen Leinwand.
Grundsätzlich tendieren wir zu einer kompromisslosen Auslegung des CCoC, im Fall der beiden iPhone-Applikationen Greta und Starks scheint eine Ausnahme jedoch angebracht.
Die jungen App Store-Neuzugänge aus Berlin wollen den Kinobesuch mit Audiodeskriptionen und Untertiteln einfach zugänglich machen und so auch Seh- und Hörbehinderten einen barrierefreien Abend im Lichtspieltheater ermöglichen „eigenständig und unabhängig, allein oder mit Freunden“, wie es im Mission-Statement der Entwickler heißt.
Möglich geworden ist die Entwicklung der beiden Gratis-Applikationen durch eine Änderung im Filmförderungsgesetz. So müssen Filmemacher, die staatliche Gelder in Anspruch nehmen, dafür sorgen, dass ihre Kino-Streifen barrierefrei angeboten werden. Eine Regelung die dazu führt, dass Apps wie Greta und Starks von den Rechteinhaber freiwillig und schon vor dem Kinostart neuer Filme mit den entsprechenden Untertiteln versorgt werden.
(Direkt-Link)Werfen wir einen kurzen Blick auf die Unterschiede der beiden Applikationen, die sich im Kino automatisch mit dem laufenden Film abgleichen, auch im Flugmodus funktionieren, und ihre Inhalte so immer synchron zum Bild abspielen.
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GRETA – Kino-App mit Audio-Beschreibungen
Greta (AppStore-Link) beschreibt in knappen Worten die wichtige Elemente der Handlung, Gestik, Mimik und der dramaturgisch relevanten Umgebung. Die Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen. Audiodeskription ermöglicht blinden Zuschauern den Film zu erleben. Die Macher empfehlen den Einsatz eines In-Ear-Kopfhörers: „Mit einem Ohr hörst du die Audiodeskription, mit dem anderen Ohr tauchst du in den vollen Kinosound ein.“
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STARKS – Kino-App mit Untertiteln
Starks (AppStore-Link) stellt Untertitel für gehörlose bzw. ertaubte Zuschauer zur Verfügung und macht den Film erlebbar, indem alle Dialoge und dramaturgisch relevanten Umgebungsgeräusche im Bild oder Hintergrund wie z.B. mit dem Hinweis „lauter Knall“ in Untertitel „übersetzt“ werden.
Die App kann auch mit geringer Display-Beleuchtung eingesetzt werden, versucht durch einen schwarzen Bildschirm so wenig wie möglich zu stören und setzt auf farbige Untertitel, die die Hauptfiguren unterscheiden.
Noch ist das Angebot an verfügbaren Filmen gering, mit dem (absehbaren) Erfolg des Projektes, dürfte die Anzahl der erhältlichen Titel jedoch stetig wachsen. Wir drücken die Daumen und gewähren vorerst eine CCoC-Ausnahme.
Super!
Sicherlich eine gute Idee, allerdings wäre Starks für mich (bin selbst hörbehindert) keine richtige Lösung. Man muss ja abwechselnd ständig aufs Handy und auf die Leinwand schauen, das gestaltet sich sicherlich etwas mühselig.
Nunja, und warum ein blinder Mensch sich (kostenintensiv) im Kino den Film erzählen lassen soll, anstelle das daheim z.B. zu tun, erschließt sich mir gerade gar nicht so recht :-/
Vielleicht will der blinde oder die blinde einfach mal mit dem Partner ins Kino gehen?
Vielleicht will der oder die blinde einfach mal den Duft von Popcorn spüren
Für eine komfortablere Bedienung mit Starks sollen sich noch Brillen in Entwicklung befinden, auf welcher dann die angezeigt werden. So muss man anschließend nicht mehr abwechselnd auf die Leinwand und auf das Smartphone schauen.
Für einen Menschen mit Sehbehinderung oder Erblindung entstehen ja lediglich die Kosten für den Kinoeintritt, da die App ja kostenlos ist. Es sei denn, dass man noch kein Smartphone besitzt, aber auch dafür gibt es gute zu erschwinglichen Preisen. Sollten die Filme auf DVD rauskommen, kann man Greta und Starks auch zu Hause anwenden.
Menschen mit Schwerbehindertenausweis kommen umsonst ins Kino. Von daher entstehen keinerlei Kosten für den Eintritt!;)
Aaaah tolle Sache. Untertitel werden in Deutschland einfach zu Stiefmütterlich behandelt. Da könnte man sich ruhig mal was aus Amerika abschauen. Da ist alles untertitelt.
Yeeessssss!! Endlich! :-)
man sollte an sich die Finger von Systemtools lassen, die im App Store angeboten werden. Manche bekommt man auf der Herstellerseite in vollem Umfang, im Gegensatz zu denen im App Store, die nicht aus der Sandbox heraus aggieren dürfen und deshalb meistens schrottig sind.
Letztens saß neben mir im Zug ein Blinder, welcher sein iPhone mittels Sprachsteuerung und VoiceOver bediente. Da dachte ich mir, wie grandios es doch ist, ein einfaches und simples System vor sich zu haben, welches sogar Menschen mit Einschränkungen problemlos bedienen können! Grandios – finde ich super!
Solange es niemand im Kino stört, also keine Lightpollution verursacht und biemand ständig mit dem Handy rumfuchtelt finde ich es ok.
Mit Brille wäre es echt genial.
Der SMS-Schreiber in den USA, der im Kino von seinem Sitznachbarn erschossen wurde, war hoffentlich nicht die erste Testperson. ;0)