Apple muss Zeit und Geld investieren
Apple in Indien: Neuer Produktionsstandort kommt nur langsam in Fahrt
Apple hat bereits vor gut fünf Jahren damit begonnen, einen Teil der iPhone-Produktion nach Indien zu verlagern. Nachdem dort anfangs nur das günstige iPhone SE produziert wurde, steuert Indien inzwischen auch seinen Anteil bei der Fertigung der Topmodelle aus Apples iPhone-Programm bei. Im Hintergrund steht dabei nicht zuletzt, dass Apple durch den Aufbau von Fertigungsstätten in anderen Ländern eine zunehmende Unabhängigkeit von China schaffen will. In der Praxis hat der Hersteller damit verbunden jedoch noch mit gravierenden Problemen zu kämpfen.
Die Financial Times hat diesbezüglich ihre Fühler ausgestreckt und verschiedene Personen aus dem Apple-Umfeld zum Thema befragt. Die genannten Beispiele machen mehr als deutlich, dass Apple noch einiges an Geduld aufbringen muss, bis Indien tatsächlich als leistungsfähiger Produktionsstandort mit seinen chinesischen Nachbarn konkurrieren kann.
Das aktuelle iPhone SE 2022
So mangelt es dem Bericht zufolge nicht nur an Wille und Effizienz, sondern schlichtweg zum Teil auch an den Fähigkeiten der in Indien für Apple tätigen Betriebe. Beispielsweise hätte ein für die Gehäuseproduktion zuständiger Zulieferer zeitweise eine Ausschussquote von rund 50 Prozent verzeichnet und somit die geplante Liefermenge massiv unterschritten. Apple versucht die Einhaltung der anspruchsvollen eigenen Standards unter dadurch zu erreichen, dass hauseigene Techniker und Designer teils über Wochen und Monate hinweg vor Ort im Einsatz sind, um die Produktionsprozesse zu überwachen.
Teils extrem hohe Ausschusquoten
Neben derart technischen Problemen mangle es allerdings auch daran, dass sich das Engagement der indischen Partner nicht mit dem messen lasse, was Apple in China gewohnt ist. Dort würden die Unternehmen ebenso wie die chinesische Regierung mehr oder weniger alles daran setzen, um die begehrten Aufträge Apples zu erhalten. Ehemalige Apple-Mitarbeiter haben der Financial Times zufolge davon berichtet, dass Vorhaben, für deren Bearbeitung man intern teils mehrere Wochen eingeplant hatte, in China teils über Nacht erledigt wurden. Apples indische Partner ließen einen derartigen Umgang mit dringlichen Vorhaben dagegen vermissen. Ende vergangenen Jahres hatten zudem Berichte über aufgrund von Hygieneproblemen geschlossenen Produktionsstätten in Indien die Runde gemacht.
Apple formuliert ungeachtet solcher Stolpersteine in seinen indischen Stellenausschreibungen weiterhin das Ziel, dort eine „Fabrik der Zukunft“ aufzubauen, die alle Geschäftsbereiche des Unternehmens bedient. Die Prognosen von Branchenkennern lauten damit verbunden dann zumindest auch auf lange Sicht positiv: „Wartet noch drei Jahre, und ihr werdet das Wachstum sehen“.
Ich hoffe, dass der Ausschuss bei 50% bleibt und man somit mal ins Grübeln kommt!
Als Mitarbeiter in einem großen Unternehmen, dass mit vielen Indern und mit vielen Chinesen arbeitet, würde ich sagen: Vergiss es Apple! Mit Indien, da wird es nix.
Beispiele?
Beispiel: Ich habe in beiden Ländern Schulungen gegeben.
China: Schulung beginnt um 09:00h – ich bin um 8:15 im Raum und dort sind schon alle 25 Teilnehme versammelt. Alle machen sich Notizen. In der ersten Pause löchern mich 25 mit Fragen.
Essenszeit – Die Teilnehmer laden mich in ein Restaurant in der Nähe ein usw…
Die ganze Woche sitzen die Teilnehmer noch Abends zusammen und probieren Dinge und löchern mich mit Fragen.
24 v 25 bestehen den Test am Ende des Kurses.
Indien: Ich bin um 09:15h immer noch allein im Raum. Irgendwann trudeln die ersten ein. Telefonate. Gewimmel. Keine interessiert sich für mich. Irgendwann ist dann eine kritische Menge erreicht und ich will loslegen. Wildes Getuschel und Proteste. Da Frauen anwesend sind meinen machen der männlichen Teilnehmer der Kurs wäre unter ihrer Würde. Wenn Frauen es lernen können, wäre sich ja hier unterfordert. Nach langen Diskussionen mit den Vorgesetzen vor Ort, geht die Schulung gegen Nachmittag los.
3v20 machen sich Notizen. Die anderen gehen raus und rein wie sie wollen und es interessiert keinen. Ich schnapp mir einen der Störenfriede und mache klar, wie meine Erwartung ist. Er kommt am nächsten Tag nicht mehr zur Schulung. Die anderen erklären mir ich habe ihn gekränkt.
Essenszeit: 20 Teilnehmer lassen mich Ortsfremden in dem riesen Gebäude allein zurück…
Am Ende eines Schulungstages sind die Teilnehmer, die nicht schon im Laufe des Tages, ohne jede Info, verschwunden sind, 1 Sekunde später weg.
18 v 20 fallen durch den Test am Ende.
Aus dem laufenden Projekten ist meine Erfahrung: Eingenständig denken? Gibts nicht.
Kein Prozess – keine Reaktion. Fehler? Machen Inder nicht. Falls doch, Regel 1.
Ich könnte jetzt noch zig andere Sachen erzählen. Kurz: Ich habe nie so informationsresistente, sich selber völlig überschätzende Menschen kennengelernt.
Das Wort Hybris wurde IMHO für Inder erfunden. :-)
Ich hab leider exakt diese Erfahrungen in anderer Form erlebt. Kann also nur zustimmen.
China wird aber auf lange Sicht auch nicht mehr das sein können, was sie aktuell noch sind. Schon allein aufgrund der niedrigen Geburtenraten ist da die Arbeiterklasse bald sehr stark vermindert.
Samsung schafft es, auch Apple wird es nach einer Anlaufphase schaffen.
Wer vom ersten Tag an Qualität produzieren möchte, sollte halt nicht in die Billiglohnländer ausweichen.
Wer von ersten Tag an Qualität will, muss es selber machen. Denn nur er weis was er selbst überhaupt will und wie die eigenen Kompetenzen sind. Komplett losgelöst von Billiglohnland oder Hochlohnland.
Wir haben Zulieferer aus allen möglichen Ecken der Welt, ohne eine entsprechende Lieferantenentwicklung funktioniert es nirgends. Da nehmen sich auch Chinesen, Inder und auch die USA nicht wirklich was. Den Chinesen muss man es wenigsten nur oft genug zeigen und es passt dann irgendwann. Bei den Indern wird es leider nie was, egal wie viel Zeit wir investieren sie entsprechend zu Entwickeln. Und bei den US-Amerikaner muss es erst soweit eskalieren dass wir Aufträgen abziehen sin, vorher ändern die sich nie.
Naja die Arbeitsmoral ist seit Jahren bekannt (gerade wenn man mit oder aus Uk arbeitet). Da ändert sich nix dran. Wie hat mal ein Manager bei uns gesagt „für einen von euch krieg ich 10 Inder. Das mag qualitativ zwar nicht stimmen, aber die blanken Zahlen belegen es und das mögen die Aktionäre“. Diese kurzsichtige Weisheit stimmt halt immer noch. Man kann Apple nur alles gute wünschen, am meisten tun mir aber jetzt schon die Leute leid, die auf arbeitsebene mit Indien zu tun haben.
Kann dir nur beipflichten. Außer den Minderheiten (Sikhs, Muslime und Christen) kriegt’s da keiner gebacken. Besonders überfordert sind die vielen akademisierten Untouchables. Vielleicht jede Menge Wissen im Kopf, aber bloß nichts sagen, und auf keinen Fall initiative ergreifen. Dafür gibt’s ja einen Boss.
Ja, aber mit 10 Indern kann ma n10 unkreative ersetzen, die nur etwas abarbeiten müssen.
Willst du mehr, kommst Du in Indien und China schnell an die Grenze.
Ich dachte das Indernet macht es möglich. ;-)
@Addi ganz genau. @David das war auf die Personalkosten bezogen, deine Einschätzung stimmt aber. Wenn man mal auf kreativen Input von denen wartet wird man nicht glücklich. Selbst wenn es denen die Arbeit erleichtern würde, kommt da kein Verbesserungsvorschlag.
Ihr habt noch nie mit Franzosen gearbeitet. Da wird vor die Wand gefahren weil der Chef die Richtung angegeben hat. Denken verboten – die und ihre Nichtsnutze aus deren Grand Ecole…
Oh…und wir Deutschen finden immer Gründe warum etwas nicht geht. Anstatt sich zu freuen dass man 90% der Fälle mit einer Lösung abdecken kann wird gesagt, „können wir nicht machen, weil es für 10% nicht funktioniert“. Und so werden gute Ansätze zerredet. Und wenn kein Argument mehr greift zieht irgendjemand die DSGVO aus dem Hut oder meldet steuerrechtliche Bedenken an. ;-)
Die Inder sind schon sehr speziell. Auch gerade im Umgang mit Frauen.
Da wird Apple viel Geduld aufbringen müssen oder sich vielleicht in anderen asiatischen Ländern umschauen müssen
Falls du den Ehrgeiz hast da was dran zu ändern, empfehle ich dir zum Einstieg das Buch: the Culture map von Erin Meyer. Ich arbeite auch international und es hat mir sehr geholfen viele Situationen zu entschärfen.
Tja, wer hätte gedacht, dass es von Vorteil sein kann in einem Land zu produzieren wo Genehmigungen nicht durch so lästige Dinge wie Mitarbeiter- und Umweltschutz, Menschenrechte und Co. verzögert werden. Nicht das da Indien im Vergleich die Nase weit vorne hätte, aber in Sachen „schlanke Bürokratie“ (egal ob neue Fabrik oder Hinrichtung) ist China eben ganz vorne mit dabei.
Der Genehmigungswahnsinn hierzulande ist natürlich die andere und ebenso so bekloppte Seite des Spektrums. Aber wenn ich mich für einen Wahnsinn entscheiden muss, dann lieber unseren…
China hat mitnichten eine schlanke, agile Bürokratie. Allerdings sind sie überaus interessengesteuert. Wenn ein Unternehmen eine bestimmte Behandlung erfahren soll, egal welcher Art, und das von den entscheidenden Leuten beschlossen wurde, wird das massiv umgesetzt. Hast Du solche Fürsprecher nicht (gewonnen), kannst Du in China als (ausländischer) Unternehmer mit ambitionierten Plänen einpacken.
Was die Chinesen als Gesellschaft besitzen, ist der Ehrgeiz, schnell zu lernen. Der erscheint mir in Indien wesentlich weniger ausgeprägt, bestimmt durch das Kastensystem und seine sehr geringe Durchlässigkeit, was soziale Aufstiegsmöglichkeiten angeht.