The Longing lehrt euch Geduld
400 Tage warten: Das ungewöhnliche Adventure „The Longing“ jetzt auch als Mobilversion erhältlich
The Longing unterscheidet sich eklatant von klassischen Point-and-Click Adventures, denn es trumpft weder mit einer facettenreichen Hauptstory auf, noch gibt es abwechslungsreiche Questreihen zu lösen.
Anstelle dessen nehmt ihr euch dem Schicksal eines gnomartigen und melancholischen Dieners namens Schatten an, dessen Herr beschlossen hat ein Schläfchen zu halten um seine alten Kräfte zurück zu erlangen. Seine letzten Anweisungen an euch lautet ihn in 400 Tagen wieder zu wecken und zwischenzeitlich sein Reich nicht zu verlassen.
Fertig, das ist die einzige feste Aufgabe, die das Spiel euch aufträgt. In 400 Tagen sollt ihr den König wecken, die Spielzeit vergeht dabei in Echtzeit – der Spielfortschritt läuft auch dann weiter, wenn ihr nicht aktiv spielt. Theoretisch könnt ihr euren Schützling also die gesamte Zeit über seinem König beim schlafen zusehen lassen und das Spiel erst nach 400 Tagen wieder öffnen. Da dies jedoch sowohl langweilig wie auch vollkommen sinnfrei wäre, nutzt ihr die Zeit vielleicht doch besser um das weitreichende und verschachtelte Höhlennetzwerk des einsam und verlassen wirkenden Köngireiches zu erforschen. Oder widersetzt ihr euch schlichtweg der Anweisungen und versucht den König früher zu wecken, oder verlasst gar einfach sein Reich?
Direkt neben dem hohen Thronsaal befindet sich Schattens eigene kleine Höhle. Ein zu Anfang eher beschaulicher Rückzugsort mit einem Schreibtisch, Sofa und Bücherregal, den ihr jedoch mit Funden auf euren Entdeckungstouren weiter ausschmücken könnt. Auch eure Bibliothek wird dabei stetig wachsen. In dieser könnt ihr Schatten passiv stöbern lassen. Oder ihr lest die Werke direkt selber, denn von Moby Dick bis hin zum Sagenwerk Metamorphosen vom römischen Dichter Publius Ovidius Naso sind haufenweise literarische Werke in das Spiel integriert worden und lassen sich Seite für Seite lesen.
Zeit ist relativ
The Longing hält euch stets vor Augen, wie viele Tage, Stunden, Minuten und Sekunden ihr noch warten müsst, ehe ihr den schlafenden König wecken sollt. Dennoch verliert man bei den Erkundungstouren durch die Höhlensysteme gelegentlich jedwedes Zeitgefühl. Zumal Schatten sich partout nicht dazu überreden lässt schneller durch die Gänge zu schlurfen und jede Aktion, die ihr ihm auftragt, mit unglaublicher Gelassenheit angeht. Allerdings werdet ihr nach bereits recht kurzer Spielzeit feststellen, dass Zeit generell ein sehr dehnbarer Begriff sein kann. Und die Zeit für Schatten situativ wie im Flug vergehen oder gar zum vollständigem Stillstand kommen kann.
Zugegeben, das Adventure ist nicht für jeden Spieler geeignet. Wer zwingend eine spannend inszenierte Geschichte erleben und klaren Storyquests folgen möchte, wird an The Longing wenig Freude finden. Wir begrüßen jedoch den Mut zum ungewöhnlichen Spielkonzept Und sofern ihr euch anhand des schlafenden König an die Barbarossasage erinnert fühlt, liegt ihr übrigens vollkommen richtig. Diese diente den Entwicklern tatsächlich als Inspiration für das Spiel.
Ursprünglich erschien der Titel bereits März 2020 für macOS, Linux und Windows. Also zufällig zeitlich ziemlich genau zu Beginn der damaligen Soft Lockdowns. Und damit zu einer Begebenheit, zu der es vielen nicht leicht fiel mit dem plötzlichen Gefühl von Einsamkeit zurecht zu kommen und neue Perspektiven zu finden.
Mit 5,99 Euro kostet die iOS Version knapp die Hälfte der Pendants für PC und Nintendo Switch, bietet allerdings den gleichen Umfang. Wer bisher noch keine Zeit hatte die kleine Indieperle mit dem ungewöhnlichen Spielprinzip auszuprobieren, findet nun also vielleicht günstige Gelegenheit. Einzig störend fiel uns auf, dass das Menü für die „Automatikreise“ an bekannte Orte (auch hierbei trottet Schatten in Echtzeit zum Ziel) zumindest auf dem iPhone etwas fummelig klein ausfällt. Und ein etwas größerer „Reader Modus“ für die Bücher wäre ebenso nett gewesen, denn die Klassiker und Gedichtbände in einem recht kleinen Fenster mit entsprechend magerer Schriftgröße zu lesen, wird schnell anstrengend und ermüdet die Augen.
In der Zeit hat man ja eventuell ein neues iPhone. Nimmt man die abgelaufene Zeit mit?
Witzig wäre wenn nicht :-P
Ein guter Grund sich noch kein neues zu kaufen. Und somit Geld zu sparen.
Stimmt
Aber könnte gerade so reichen
Der Gnom schaut aus wie Mr. Burns.
Nach dem Super-GAU!
Schwurbeldischwurbs?
Ich denke, Harribert bezog sich auf die Aussage davor, dass der Protagonist des Spieles wie Mr. Burns aus „Die Simpsons“ aussieht und ergänzte dann noch „nach dem super GAU“, da diesem das örtliche AKW gehört.